Team

Jede Kindergruppe wird von drei bis Erzieher:Innen betreut. Diese stehen der Gruppe mit 80 bis 120 Wochenstunden (ca. 2 bis 3 Stellen) zur Verfügung. Das gesamte Team des Kinderhauses besteht derzeit aus 28 Erzieher:innen und dem geschäftsführenden Leiter. Die pädagogische Leitung liegt in den Händen des Teams, das seine Arbeit als einen offenen Prozess versteht.

Das Team ist die pädagogische Zentrale des Kinderhauses. Es arbeitet Hand in Hand mit dem Vorstand, der zu gleichen Teilen von Eltern und Erzieher:innen gebildet wird, und trifft sich einmal in der Woche zu den Sitzungen des Hausteams, des Etagenteams und der Supervision. Ziel dieser ständigen Selbstreflexion ist die Verbesserung der pädagogischen Arbeit und die Selbstmotivation. Ein gutes Arbeitsklima ist der Baum, auf dem die Früchte wachsen.

Das offene Konzept des Kinderhauses gibt den einzelnen Gruppen Raum für eigene pädagogische Konturen. Konzept

Seit der Einführung des Berliner Bildungsprogramms (2004) kommen auf Team und Leitung immer neue Aufgaben zu. Qualitätsentwicklung finden wir wichtig. Doch sie hat seinen Preis. Vor allem wenn die Entwicklungen im Personalschlüssel mit den Anforderungen nicht Schritt halten. Leider gehören Überforderungen bis zum Burn-Out auch zum Kinderhausalltag. Was nützt es, dass das Arbeitsklima von allen Mitarbeitern als gut empfunden wird, wenn trotz flexibler Vertretungsmodelle die Belastungen im Kitaalltag eher zu- als abnehmen? Da sind nicht allein die Kitas, da ist die ganze Gesellschaft gefordert. Sonst könnte die Zukunft am Ende so aussehen:

 

50 JAHRE Berliner Bildungsprogramm!

Ein Kitaleiter erinnert sich:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin nur ein einfacher Kitaleiter und weiß nicht, warum gerade ich ausgesucht wurde, heute, zur 50. Jahresfeier des Berliner Bildungsprogramms, das von Berlin aus die Welt revolutioniert hat, zu Ihnen zu sprechen. Vielleicht, weil ich in 50 Jahren Kitaleitung ein paar Erfahrungen gesammelt habe, die nicht alle von Ihnen machen konnten. Dass ich heute hier stehe, mit 83 Jahren, verdanke ich drei Dingen: dem Fortschritt der modernen Medizin, einer konsequenten Rentenpolitik und nicht zuletzt - und dafür danke ich Ihnen von Herzen - dem Bildungsprogramm selbst, das ein halbes Jahrhundert lang an der Kitaleitung festgehalten hat, obwohl die Finanzpolitiker immer wieder ihre Abschaffung gefordert haben.

Ich liebe meinen Job, er ist eine vielseitige Herausforderung. Polyvalent, wie man heute sagt, multiskilled, und nur böse Zungen übersetzen das mit: auf vielerlei Weise getötet werden. Wenn ich morgens, gegen 7 Uhr 30, von der Bushaltestelle kommend mich dem Hochsicherheitstor meiner Kita nähere, bin ich auf der Stelle umringt von einer großen Menschentraube, die seit Mitternacht vor dem Gebäude ausharrt und nun wie ein aufgescheuchter Schwarm um mich herumflattert. Flehende Gesichter umstellen mich, zahllose Händchen grabschen nach mir, Geldscheine werden mir zugesteckt, Videobotschaften in die Tasche gejubelt, amtliche Härtefallbescheinigungen vors Gesicht gedrückt. Alles ruft, bettelt, weint und schreit durcheinander. Und nur dank moderner Chiptechnik und langjähriger Erfahrung im Durchmogeln kann ich mich in die Sicherheitszone der Kita retten, bevor das Chaos über mich zusammenbricht.

Im Eingangsbereich, in der ScannerZone, erwarten mich bereits die Kolleginnen mit den neuesten Krankenstandsmeldungen. Mein Blick flüchtet dann instinktiv in den hinteren Bereich, wo ich durch die dreifachverglaste Küchentür hindurch die Konturen einer Person von der Lebensmittelaufsicht ausmache. Ob ich einspringen kann, fragen die Kolleginnen. Im U3 – Förder –Zentrum sind zwei Bildungsmanager:innen ausgefallen. Ich muss erst, beginne ich, da piept schon mein Kita-Phone und erinnert mich schmerzhaft an die Bearbeitung eines Schulrückstellerantrags, der aufgrund einer bedauerlichen Verfahrensverzögerung bei den vier beteiligten Behörden und eines mütterlichen Nervenzusammenbruchs unbedingt noch heute auf den Weg gebracht werden muss.

Gegen Mittag erreiche ich meine Bürotür. Entschuldigen Sie diesen veralteten Sprachgebrauch. Das Wort Management Office geht mir etwas schwer über die Lippen. Wenn ich die Tür zum „M.O.“ geöffnet habe, schließt sich diese bis zum Abend nicht mehr. Es geht zu wie im Taubenschlag. HLE. High Level Exchange. Ich will sie nicht groß langweilen mit meinem Tätigkeitsbericht. Nur so viel: 60% meiner Arbeitszeit verbringe ich mit Krisenmanagement, 40% mit Dokumentation und den Rest der Zeit wende ich mich lebendigen Menschen zu. Sie können sich leicht ausrechnen, dass ich schnell auf 180 bin. Allein das Führen meines Onlinekalenders und das ständige Agenda-Swirching kostet mich mehrere Stunden am Tag. Dazu täglich zwei bis drei Videokonferenzen, in denen ich protokollieren oder dokumentieren muss und mich immerzu frage, ob zu den sprechenden Bildern um mich herum noch reale Menschen gehören. Die Virtuelle Korrespondenz - VK - nimmt mich so in Anspruch, dass ich LMs - Leibhaftige Mitarbeiter:innen-gespräche – nur noch vierzehntägig anbieten kann. Das kann dann auch mal gecancelt wedrden, Ich muss priorisieren. Qualitätsmanagement first. Team-Optimizing und Social Networking.

Ich möchte Sie wirklich nicht langweilen mit meinem Tätigkeitsbericht. In der 2. Auflage des Bildungsprogramms von 2014 wurden die Leitungsaufgaben auf drei Seiten zusammengefasst. In der 6. Auflage von 2054 sind es schon zwanzig Seiten. Natürlich können in einer solchen Tätigkeitsbeschreibung nur die wichtigsten Aufgaben aufgenommen werden. Die Koordination des Kitabetriebs. Die Gesamtverantwortung. Was das Gesamte ist, steht da nicht drin. Ich vermute, das Gesamte ist das Gesamte. Als Kitataleiter bin für alles verantwortlich. Auch für das Wetter. Wenn es draußen Blitzeis gibt und irgendjemand stürzt in der Nähe der Kita auf die Nase… Ich trage die Schuld. Die Gesamtschuld.

Von Kleinvieh steht auch nichts im Bildungsprogramm. Aber Kleinvieh macht auch Mist. Ich meine nicht nur die Kinder, die während des Telefonats mit der Senatsverwaltung zu zwölft das Büro stürmen. Ich meine den ganzen anderen Mist. Den Gesamtmist. Ständig macht einer Mist im Büro: Computer, Drucker, Kopierer, Telefone fallen aus, Akten gehen verloren, Büromaterial wird geplündert. Und dann der ganze Mist, der mich per Post und Mail und Telefon erreicht. Allein aus dem Holzanteil der unaufgefordert zugeschickten Versandhauskataloge könnte man den maroden Spielplatz vor unserer Tür jährlich mit neuen Kletterlandschaften bestücken. Und wer alles mit uns oder für uns arbeiten will. Mindestens die Hälfte des Arbeitslosenheeres hat die Kita als ihre Wiedereingliederungsstätte entdeckt. Nicht nur ehemalige Verkäuferinnen, vor allem auch Künstler und davon vor allem die Fotografen. Wenn ich die täglichen telefonischen Anfragen hochrechne, muss es in Berlin rund eine halbe Millionen Fotografen geben, die sich nichts sehnlicher wünschen, als lärmende Kleinkinder in Hochglanzposen zu verewigen.

Im Bildungsprogramm steht auch nichts von den Aufgaben, die ich nicht übernehmen muss und die trotzdem unentwegt an mich herangetragen werden. Wer kann schon den Hörer einfach auflegen, wenn die von Weinkrämpfen geschüttelte Alleinerziehendenstimme aus der Nachbarschaft sich wieder einmal meldet, um nur kurz nachzufragen, ob ihr Kind auf der Warteliste einen Platz höher gerutscht ist und welche Kitas und Tagesmütter ich noch empfehlen kann und welchen Kinderarzt und welchen Familientherapeuten, weil Nepomuk am ganzen Körper Pusteln hat und seinen Vater nur den blöden Kackarschpapa nennt. Ich nicht. Und wenn ich dann mühsam geklärt habe, dass ich hier nichts klären kann, ruft schon die Universität Salzgitter an und stellt mir in zwanzigminütiger Kurzfassung ihr neustes Studienprojekt vor. Ganz Europa forscht gerade über frühkindliche Bildungsprozesse. Ich frage vorsichtig nach, ob die wissenschaftlichen Forscher ihre Mitarbeit an dem Projekt auch nicht vergütet bekommen. Die eloquente Doktorandin bietet mir im Gegenzug zwei Hugendubel-Gutscheine im Gesamtwert von 20 €uro an, wenn mindestens fünf Erzieherinnen und zehn Elternpaare die Fragebögen vollständig ausfüllen. Als verdiente Anerkennung. Und weil die Ergebnisse der Studie ganz sicher auch unserer Kita zu gute kommen. Damit hat sie mich. Sie muss mir im Gegenzug aber auch etwas versprechen. Im Namen der Universität Salzgitter wird sie sich in Brüssel persönlich dafür einsetzen, dass die nächste große von Europa finanzierte Studie den tatsächlichen Zeitaufwand einer Kitaleitung errechnet und ihren gesellschaftlichen Gegenwert. Vorher allerdings müsste eine andere Studie den Nachweis führen, dass die Kosten für die Kitaleiterstudie nicht als Argument verwendet werden, den Kitaleitungen die Vergütungen ihres tatsächlichen Kostenaufwandes anschließend zu verweigern.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Das Bildungsprogramm wertet meine Arbeit auf. Vom Umfang und von der Verantwortung her komme ich direkt hinter der Bundeskanzlerin. Nur sieht das die Politik nicht so. Aber das Programm spricht mit Mut zu. Großen Mut. Es ist eine große Zumutung. Es mutet mir Großes zu. Verantwortung zu übernehmen für all meine Mitarbeiter, deren Burn-out-Neigungen professionell entgegenzusteuern und zum Beispiel Weiterentwicklungsbedarfe frühzeitig zu erkennen und einzufordern. Weiterentwicklungsbedarfe. Was für ein Wort! Was für Bedarfe haben Menschen, die solche Worte prägen, wer führt mit ihnen ein Sprachlerntagebuch, wer initiiert für sie Sprachförderprogramme, damit auch sie ihre Sprache entwickeln können, auswickeln aus dem bürokratischen Formelpapier und wieder lebendig und menschennah machen? Wer legt ihnen behutsam die Hand auf die Schulter, dass unser Bedarf an Bedarfen gedeckt ist, unsere Ressourcen zum Nachdenken über unserer Ressourcen erschöpft sind? Nicht nur ich, sämtliche Erzieherinnen und Erzieher sind bereits jetzt hoffnungslos verheddert im wachsenden Wust der pädagogischen und organisatorischen Aufgaben. Und trotzdem spinnen Wissenschaftler und Bildungspolitiker wie die Seidenraupen weiter an dem endlosen Glanzfaden der Qualitätsentwicklung, der sich immer engmaschiger um uns legt.

Wie soll sich einer entwickeln, der in immer mehr Aufgaben verwickelt wird? Wie soll einer gestalten, den die tägliche Überforderung immer mehr verunstaltet? Aber ich will nicht meckern. Ohne das Bildungsprogramm wäre ich heute nur ein behäbiger Kindergartenonkel, der seine Kinder mit biederer Hausmannkost abfertigt. Dank des BBP kann ich mich heute wie ein 3-Sterne- Küchenchef fühlen, auch wenn Chaos in der Küche herrscht und ich beim Taumeln durch die Schwungtür nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist. Apropos Küche. Sie alle erinnern sich noch an die 2020 eingeführte Astronautenkost, die von vielen als hygienischer Qualitätssprung auf dem Weg zu einer keimfreien Kita gefeiert wurde. Zusammen mit den von der Pharma-Industrie gesponserten Kinderraumanzügen konnte eine schmerzliche Sicherheitslücke endlich geschlossen werden. Schade nur, dass die Keime dann von innen über eine schlampige Ernährungsindustrie und unvorsichtige Caterer in die Anzüge eingeschleppt wurden und viele Kinder über keine natürlichen Abwehrmittel mehr verfügten. Für die Kinder, die überlebt haben, war diese Erfahrung ein wichtiger Bildungsprozess. Inzwischen sind alle Kitaküchen auf Selbstversorgung umgestellt, überall wurden Kinderküchen installiert, Ernährungsbildung findet nicht mehr im Labor und am PC statt, sondern im täglichen Umgang mit echten Lebensmitteln. Manchmal muss die Qualitätsentwicklung eben auch Umwege gehen.

Meine Damen und Herren, die Gründer des BBP haben ihr Werk mit dem Virus der Selbst-Bildung infiziert. Dies war eine große Tat. Die Idee der SelbstBildung funktioniert wie eine Selbstreinigungskraft, mit der sich das Programm nach und nach von seinen eigenen Schwächen befreit. Alles Bürokratische, alles Regelhafte und allzu Programmhafte wird durch diese raffinierte Selbstprogrammierung nach und nach ins Lebensnahe und Menschliche verwandelt. Konsequenterweise wurde das Berliner Bildungsprogramm schon 2032 in Berliner Bildungsbuch umgetauft. Aus einem Programm, das kein Programm sein wollte, wurde ein offenes Buch mit vielen Lesarten und unendlichen Anregungen für die Begleitung des Kindes auf seinem einzigartigen Entwicklungsweg. 2050 waren dann auch die Schulen so weit, von den Kitas zu lernen, und ihre Buchstaben- und Zahlenfixierung für ein ganzheitliches Lernen aufzugeben. PISA Rankings wurden endlich abgeschafft. Keine Hochbegabtenselektion, keine Züchtung von Hirnstrangakrobaten, keine Wissensfütterung . Nicht Erfolg steht auf dem Lehrplan, sondern Mitmenschlichkeit , und Lehrpläne gibt es auch nicht mehr, nur noch Lernvielfalt. Für das Leben lernen heißt jetzt aus den Leben lernen. Weg von der Tafel, rein in die Praxis. Out-Door-Unterricht ist heut der Normalfall - den ganzen Menschen fördern, sein Handwerk entwickeln, mehr Bewegung, mehr Musik, mehr Meditation.

Es gibt nichts Schöneres, als den Kindern dabei zuzuschauen, wie sie sich selbst hervorbringen, den Menschen im Menschen, jedes Kind auf seine ganz eigene Weise. Manchmal erwische ich mich dabei, wie gerührt ich bin, aber schon im nächsten Moment schrecke ich auf, halte den Stift fest und mache schnell meine Kreuze in der Lerndokumentation. Bloß keine Fehler machen, Defizite nicht festschreiben, Eltern nicht verängstigen. Zum Glück hatte in den Grundschulen nie jemand Zeit, diese Fragekataloge zu studieren. Die Züchtung des PISA-Klons ist gescheitert. Das frühzeitige Erkennen und Ausmerzen von Defiziten passte irgendwie auch nicht zu dem anderen bildungspolitischen Megaziel: die Inklusion. Pisa-Klon und Inklusion - das ist, als würde man im vollen Straßenverkehr gleichzeitig auf das Gaspedal und die Bremse treten …

Trotzdem musste ich gerade heute noch drei Elternpaaren erklären, warum wir kein trilinguales Konzept haben. Eine Mutter sagte immer nur bestmögliche Förderung und ein Vater dazu im Echo Optimierung. Zum Glück unterbrach uns der Brandschutzbeauftragte mit der wichtigen Information, dass die Installation eines dritten Rettungsweges ab sofort nun doch für alle Kitas verpflichtend sei. Ich rannte sofort ins Office. Rief eine befreundete Kitaleiterin an und erfuhr, dass sie nach Finnland ausgewandert ist. Ihr letzter Rettungsweg… Doch auch für mich ist langsam Rettung in Sicht. Nächstes Jahr kann ich nach 65 Jahren Beitragsjahren abzüglich der Burn-Out-Zeiten abschlagsfrei in Rente gehen. Ich bin dann 84, habe aber meinem Träger versprochen, noch ein paar Jahre auf MiniJobBasis anzuhängen. Mein Träger findet einfach keinen Nachfolger. Warum die Leute diesen Job, diese großartige Herausforderung, nicht mehr machen wollen, ich weiß es nicht. Aber ich habe auch keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Ich hasse es, wenn die Leute mich mit ihren Problemen vollquatschen und deshalb tut es mir auch leid, dass ich Ihre Zeit so strapaziert habe. Statt diese Rede vorzubereiten, wäre ich besser zur SoftwareSchulung gegangen. Und die Externe Evaluatorin wartet schon seit vier Wochen auf meine gesamtverantwortliche Rückmeldung.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

"Auf die nächsten 50 Jahre!"

 

 

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