Verein
Die Geschichte des Vereins geht zurück auf pädagogisch bewegte Eltern mit sozialistischer Ausrichtung, die am 2.5.1970 in Wilmersdorf einen Verein für Eltern-Kinder-Gruppen gründeten und nach Zwischenstationen in Wedding und Grunewald zwei Jahre später im Feierabendhaus an der Waldemarstraße in Berlin-Kreuzberg den idealen Ort für die Betreuung ihrer Kinder fanden:
Der Verein, so heißt es in der Satzung, bezweckt die Errichtung und den Betrieb von Einrichtungen, die der Arbeit von Eltern-Kinder-Gruppen dienen. Zweck des Vereins ist ferner die Erarbeitung pädagogischer Konzepte für die Gruppenerziehung, ihre praktische Erprobung durch ihre ständige Verbesserung aufgrund gewonnener Erfahrung.
1974 schließen sich vier Kindergruppen aus dem Projekt Bethanien zu einem neuen und größeren Verein zusammen: dem Verein für Kindertagesstätten - Elterninitiative e.V. Kern des Vereins sind fünf altershomogene Gruppen: aufsteigend von der Gruppe der 3-4-jährigen bis zu den 9-10-jährigen der 3. und 4. Klasse. Für das Ziel einer fortschrittlichen Erziehung kämpfen die Eltern darum, pädagogisch und organisatorisch unabhängig zu sein und selbst bestimmen zu können, welche Erziehung die Kinder erfahren sollen. Auch wollen sie sich die dazu geeigneten Erzieher selbst wählen. Der Verein trägt Züge einer Lebensgemeinschaft. Denn die Eltern und ihre Kinder sind nicht nur täglich viele Stunden zusammen. Sie helfen sich auch bei der Arbeits- und Wohnungssuche, bei Umzügen und Renovierungen, bei den Auseinandersetzungen mit den Behörden. Sie feiern zusammen Feste und gehen gemeinsam auf Reisen. Diese enge Verbindung trägt die Familien im Dauerkonflikt mit dem Senat, der nur die Hälfte der anfallenden Kitakosten trägt und Einfluss auf das pädagogische Konzept zu nehmen versucht. Sie produziert aber auch jede Menge interne Konflikte. In den 80er Jahren wächst die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung der EIKITA. Und mir ihr verändert sich das Berufsbild der Erzieher*innen, so dass deren Gestaltungsräume immer größer werden, auch wenn die Eltern die Entscheidungshoheit behalten.
1994 nennt sich der Verein abermals um in: Kinderhaus Waldemar - Elterninitiative e.V.. Nun wird auch Angestellten, und das heißt vor allem den Erzieher*innen, die Möglichkeit geboten, Mitglied des Vereins zu werden. Die Zahl der betreuten Kinder steigt kontinuierlich an. Von knapp 40 (1974) über 72 (1994) auf 85 (seit 2010). Damit einher geht die ständige Professionalisierung des Betiebs. Nach 1998 wird die Idee der Erziehungspartnerschaft in Satzung und Konzeption aufgenommen. Nach 2005 werden die Anforderungen des Berliner Bildungsprogramms in den pädagogische Alltag integriert. Die Führung des Vereins ist so komplex geworden, dass sie weder von den Eltern noch von einer einzelnen pädagogischen Leitung geleistet werden kann. Sie gehört in die Hände eines Teams.
Das Team organisiert nicht nur die alltägliche Arbeit, es ist auch zuständig für die Erarbeitung pädagogischer Konzepte, ihre Erprobung und Verbesserung. Dabei ist es gebunden an die Beschlüsse der regelmäßig stattfinden Mitgliederversammlung. Zugleich steht das Team im engen Austausch mit dem Vorstand des Vereins, der gleichermaßen mit Eltern und Erziehern besetzt ist.
Der Verein ist die Keimzelle des Kinderhauses und ihr Aufsichtsorgan. Die Mitgliedschaft erfolgt nicht automatisch mit der Unterzeichnung eines Betreuungsvertrages. Dennoch wird die Mitgliedschaft allen Eltern dringend ans Herz gelegt. Denn:
Das Kinderhaus ist eine EKT – eine ElterninitiativKinderTagesstätte.
Das unterscheidet uns von vielen anderen Kitas, die aus städtischen Einrichtungen hervorgingen, von kirchlichen Trägern oder großen Verbänden organisiert werden. Zwar ist die Beteiligung der Eltern an der Betreuung ihrer Kinder seit 2006 im Gesetz festgeschrieben. Trotzdem gibt es Kitas, die Eltern nur wenig Teilhabe ermöglichen. So wie es Eltern gibt, die sich um die Mitwirkung drücken, als wäre sie nur eine lästige Pflicht.
ElternInitiative ist eine Chance.
Die Kinderläden der 70er Jahre waren die ersten, die diese Chance ergriffen. Die Eltern wollten ihre Kinder nicht einfach nur „abgeben“. An fremde Tanten, die von Töpfchengehen bis Buchstabenlesen über alles bestimmten. Die Eltern wollten sich in ihre eigenen Angelegenheiten einmischen und mitentscheiden, was mit ihren Kindern tagsüber geschah. Wer sie betreute, wie er das tat, wie die Räume aussahen, was sie zu essen bekamen und wie sie ihre Feste feierten.
Die Eltern im Kinderhaus haben viele Möglichkeiten, „Initiative“ zu ergreifen.
ElternInitiative heißt nicht, dass die Eltern den Erziehern sagen, wo´s langgeht. Damit wären sie schnell überfordert. Aber sie können an pädagogischen Prozessen mitwirken, können die Entwicklung ihrer Kinder mitverfolgen, können auf Elternabenden wichtige Anstöße und Anregungen geben.
Das Kinderhaus braucht Eltern, die das Umfeld ihrer Kinder mitgestalten.
Dazu gehört die Organisation eines Vereins, der einem mittelständischen Unternehmen gleicht. Mit 30 angestellten Mitarbeitern. Und der von einem Vorstand geleitet wird, der zu gleichen Teilen aus Eltern und Erziehern besteht. Dazu gehören aber auch die vielen kleinen Helferdienste in den Gruppen, die Gestaltung der Räume, die Mitwirkung in der Garten AG. Das Kinderhaus braucht Eltern, die sich mit ihren Fähigkeiten und nach ihren Möglichkeiten einsetzen. Nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es gern tun . Und aus Überzeugung.
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Erzieherin und Eltern, ein liebevolles Klima in den Gruppen, eine freundliche Stimmung im Haus lässt sich nicht verordnen. Gemeinschaft entsteht durch Gemeinschaft. Je präsenter die Eltern im Haus sind, je mehr Zeit sie mit den Mitarbeitern, den anderen Eltern und Kindern verbracht haben, je mehr sie zusammen geschwitzt haben, um so stärker wird sich die Kinderhausgemeinschaft entwickeln. Wer Kita vor allem als Serviceleistung versteht, wird sich im Kinderhaus nicht wohlfühlen. Vor dreißig Jahren haben die Eltern im Kinderhaus noch geputzt und gekocht. Heute verpflichten sie sich, wenigstens 15 Elternstunden im Jahr ableisten. Die Eltern selbst organisieren die anfallenden Arbeiten je nach individuellen Vorlieben und Fähigkeiten.
Gute Betreuung hat ihren Preis.
Für das, was es in vielen anderen Kitas nicht gibt, demokratische Mitbestimmung und Mitwirkung, eine eigene Küche und eine volle zusätzliche pädagogische Stelle, leisten die Eltern nicht nur ehrenamtliche Stunden. Sie zahlen auch einen monatlichen Zusatzbeitrag von ca. 50 € - 100 € (nach eigener Einstufung). Darin enthalten sind die Kosten für alle besonderen pädagogischen Angebote wie Yoga, Musik, Theater, Lernwerkstatt, Fußball etc. sowie auch die Kosten für das Frühstück, das nach dem KitaGesetz die Eltern selbst aufwenden müssen. Gemessen an dem breiten Qualitätsangebot und dem weit höheren Aufwand, den die Eltern in vielen kleineren Kinderläden leisten müssen, erscheint uns der Beitrag der Eltern seinen Preis wert.